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9/18/2006

[ altweibersommer ]

War das jetzt schon der Altweibersommer? Oder darf man noch auf eine weitere Schönwetterperiode hoffen, die es in Schweden um den siebten Oktober herum geben soll und deshalb hier Brittsommar genannt wird. Auf jeden Fall waren die letzten zehn Tage von strahlend blauem Himmel und warmem Sonnenschein geprägt. Unter der Woche war ich zweimal nach der Uni am Meer bei Askim baden und sonnen, einmal mit Torben, Alex und Anne - Torben hat praktischerweise sein Auto aus Deutschland mitgebracht - und einmal mit dem Bus, mit dem man in einer guten Viertelstunde vom Hörsaal quasi direkt an den Strand kommt :-D (Photos). Das Wasser ist noch erstaunlich warm, wie ich finde, und die salzige Meeresluft tut den Atemwegen richtig gut. Letztes Wochenende habe ich mich über das schöne Wetter noch richtig geärgert, da ich mit einer Erkältung auf der Nase lag und mir dachte, dass es am Montag dann sicher wieder kalt sein und Regen geben werde. Zu Glück habe ich mich da getäuscht.

An der Uni bin ich jetzt endlich ordentlich registriert und in den Vorlesungen kehrt allmählich eine gewisse Routine ein. Eine lab session am SEM (scanning electron microscope) hab' ich schon absolviert, wobei das eher ein Show-Praktikum war, als dass wir selbst groß etwas hätte machen können. Das kommt aber auch noch - später irgendwann.

Freitagabend war ich mit einer ganzen Horde von Erasmusleuten am Järntorget im RESPEKT zum Afterwork. Dort kann man sich - wie auch in vielen anderen Lokalitäten - am frühen Abend (also after work) kostenlos am Buffet - an dem meist eine sehr lange Schlange stand - mit Essen eindecken und muss nur für die Getränke bezahlen. Damit relativieren sich die in Schweden allgemein recht hohen (g)astronomischen Preise ein wenig. Anschließend ging es zu einer ganz lustigen Wohnheimparty, wo fast nur und dem Anschein nach auch alle sich zur Zeit in Göteborg aufhaltenden Erasmusstudenten anzutreffen waren. Da man bei schwedischem Bier - besonders bei lättöl, dem im Gegensatz zu allem Höherprozentigen auch in Supermärkten erhältlichen alkoholarmen Leichtbier - nicht wirklich von Bier sprechen kann, habe ich mich an dem Abend für den hier anscheinend recht populären Apfel- bzw. Birnencider entschieden, ein ganz wohlschmeckendes Getränk.

Heute mittag bin ich nach meinem sonntäglichen Besuch des mir schon sehr liebgewonnenenen schwedischen Hochamts in Kristus Konungen - ich habe festgestellt, dass ich wesentlich mehr verstehe, wenn ich mir die liturgischen Texte des Tages vorher kurz im Schott anschaue, oder mag das etwa an meinem besser werdenden Schwedisch liegen?!? - zu einem vom CIRC, dem Chalmers International Reception Committee, organisierten Picknick in einer der vielen Göteborger Parkanlagen und anschließendem Besuch des Världskulturmuseet gegangen, ein sehr interessanter und auch spaßiger Nachmittag.

Jetzt geht es schließlich in die dritte Studienwoche. Ein Teil der Vorlesungen fällt diese Woche aus, und da ab Dienstag wieder nasses Wetter angekündigt ist, werde ich die freiwerdende Zeit vielleicht mal für selbstständiges Studium einiger Übungsaufgaben nutzen - nicht in allen Kursen hier gibt es wöchentliche abzugebende home assignments, die einem nach ihrer Erledigung das gute Gefühl geben, das notwendige Pensum absolviert zu haben. Einer der Chalmers-Offiziellen sagte uns bei der Begrüßung der Erasmusstudenten vor zwei Wochen, die dunklen und verregneten Winter in Göteborg seien ideal, um sich dann ins Lernen zu vertiefen. Im Umkehrschluss zeigt sich jetzt, dass man bei dem derzeitigen schönen Spätsommer dazu noch nicht recht die Motivation hat.